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Vorfreude, Motivation, Gänsehaut. Als ich im Januar 2019 zum ersten Mal vor heimischem Publikum in einer Arena der Heim-WM einlaufen durfte, fühlte ich viele verschiedene Gefühle. Doch eines kristallisierte sich klar heraus: Nie hatte ich mehr Lust, zu gewinnen. Den Adler auf der Brust nach außen tragen zu dürfen, war schon immer eine besondere Ehre. Doch das war nicht das Einzige, was meine Teamkollegen und ich in diesen Spielen über dem Herzen trugen. Der DHB ließ einen besonderen Spruch auf der Rückseite des Bundesadlers in die Innenseite unserer Trikots drucken: ”Gewinne für dich, mit uns.” 

Als mir mein Trikot aus dem Kroatien-Spiel, in welchem ich mich schwer verletzt habe, neulich zuhause wieder in die Hände fiel, habe ich darüber nochmal nachgedacht. ”Gewinne für dich, mit uns.” An diesem Motto ist viel Wahrheit dran. Die Grundlage leistungsstarker Teams sind ihre leistungs- und vor allem willensstarken Mitglieder. Natürlich gibt es unter den Teammitgliedern fast immer Niveauschwankungen und die starken haben die Aufgabe, die schwächeren mitzuziehen. Die Grundlage bei allen muss allerdings sein, dass sie für das, was sie tun, brennen. Denn nur wenn das Feuer in einem selbst lodert, kann man es auch in anderen entfachen. Nun lautet mein Grundsatz immer: “Das Team steht über dem Ego”. Das behält auch weiterhin Richtigkeit. Aber es ist auch wichtig zu wissen, dass ein gesundes Maß an Ego in einem leistungsorientierten Team durchaus vorhanden sein muss. Persönlicher Ehrgeiz lässt sich nämlich auf das Team übertragen. 

2016 war sportlich ein sehr erfolgreiches Jahr für mich. Ich gewann die Europameisterschaft mit einer Mannschaft, der dies kaum einer zugetraut hatte. Wenig später ging für mich mit der daraus resultierenden Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro ein absoluter Kindheitstraum in Erfüllung. Diesen noch mit einer Bronzemedaille zu schmücken, war für mich an Freude kaum zu überbieten. Nur wenig später allerdings, sah die sportliche Situation für mich ganz anders aus. Als ich wieder zuhause war, musste ich mit meinem Verein, dem HBW Balingen-Weilstetten gegen den Abstieg in die 2. Handball-Bundesliga kämpfen. Weil ich mich voll und ganz darauf konzentrieren wollte, sperrte ich meine gerade gewonnenen Medaillen in den Schrank. Ich empfand es in diesem Moment als nicht richtig, mich an Vergangenem zu messen, wenn mein Team und ich vor einer Situation standen, die zahlreiche negative Konsequenzen für Menschen auch außerhalb des Handballs hatten. Das Ergebnis: Ich fiel in ein Loch. Erst als ein Mentaltrainer mich dazu aufforderte, die Medaillen aus dem Schrank zu holen und an die Wand zu hängen, konnte ich neue Motivation verspüren. Bis heute werden mir so meine Erfolge jeden Tag bildlich vorgehalten und ich bin stolz auf mich. Nur so bekomme ich den nötigen Mut für Neues und übertrage meine Euphorie auf Andere. 

Buchtipp
Falls du noch mehr zu diesem Thema lernen willst, möchte ich dir das Buch “Die 6 Säulen des Selbstwertgefühls” vom US-amerikanischen Psychologen und Psychotherapeuten Nathaniel Branden empfehlen. Dieser erklärt hier, inwiefern Erfolg von einem starken Selbst abhängt. Für anspruchsvolle Rollen in Sport und Business kann man hier viel mitnehmen.
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Versuche auch du künftig, stolz auf deine Erfolge zu sein und aus ihnen Motivation für deine künftigen Aufgaben zu schöpfen. Denn was du selbst nicht tust, kannst du auch nicht von anderen erwarten. 

 

Viel Teamerfolg!

Dein Martin